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Santiago de Compostela: Das Symbol des Christentums

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Santiago de Compostela mit etwa 90.000 Einwohnern ist die Hauptstadt Galiciens und eine der schönsten Städte Spaniens. Die Stadt befindet sich nur 30 km von der Küste des Atlantischen Ozeans entfernt in der geographischen Mitte Galiciens und ist die Region, die im äußersten Nordwesten Spaniens liegt.

Santiago ist ein berühmtes Pilgerzentrum, das das Symbol des spanischen Christentums gegen den Islam wurde. Die Stadt wurde von den Moslems am Ende des X. Jahrhunderts zerstört und wurde dann im folgenden Jahrhundert wieder vollständig aufgebaut. Die Altstadt von Santiago de Compostela ist mit ihren Palästen im Stil der Romanik, der Gotik und des Barock eine der schönsten urbanen Areale der Welt.

Die ältesten Baudenkmäler sind um das Grab von Santiago und die Kathedrale, die den großartigen Pórtico de la Gloria besitzt, gruppiert.

Santiago de Compostela wurde im Jahr 1985 von der UNESCO aufgrund seiner Schönheit, Unversehrtheit seiner Baudenkmäler, der Bedeutung seines apostolischen Heiligtums und wegen des Endpunktes der wichtigsten spirituellen Wegstrecke des Mittelalters zum Kulturerbe der Menschheit erklärt.

Die Stadt ist auch das Endziel des mittelalterlichen Pilgerweges – genannt Camino de Santiago – , der im Jahr 1987 vom Europarat zum ersten Kulturwanderweg und im Jahr 1993 von der UNESCO zum Kulturerbe der Menschheit erklärt wurde. Dieser Wanderweg hat eine entscheidende Rolle bei der Förderung des Kulturaustausches zwischen der Iberischen Halbinsel und dem übrigen Europa gespielt.

DIE GESCHICHTE VON SANTIAGO DE COMPOSTELA

Die Stadt hatte ihren Ursprung im IX. Jahrhundert, als der Bischof von Iria Flavia, dem heutigen Padrón, etwa 20 km südlich von Santiago auf Hinweis eines Einsiedlers in einem Mausoleum aus römischer Zeit ein Grab als das des Apostels Sankt Jakob (Santiago) erkannte.

Wenig später besuchte auch der König von Asturien Alfons II. das Grab und erklärte Sankt Jakob (Santiago) zum Schutzheiligen von Asturien. Von da an wurde dieser Fund ein Ort der Verehrung und des Pilgerns, ein Symbol der Christenheit, die sich gegen den Vormarsch des Islams wehrte. Das allgemein anerkannte Gründungsdatum der Stadt ist 830 nach Christi Geburt. Im Jahr 997 wurde die Stadt von den Arabern unter Anführung von Almanzor zerstört, wobei die Araber das Grab von Sankt Jakob respektierten. Darauf bauten die Christen die Stadt wieder auf und umgaben sie mit Mauern, die das Gebiet des heutigen historischen Zentrums einschlossen.

Ab 1075 begann der Bau der Kathedrale im romanischen Stil. Er wurde im Jahr 1125 von Meister Esteban volllendet. In dieser Zeit entwickelte sich dank des Bischofs Diego Xelmírez über die Kathedrale hinaus auch die Stadt. Es wurden weitere Paläste, darunter der Palacio Arzobispal (Erzbischöflicher Palast) und verschiedene Kirchen, in denen einige neue Reliquien, die der Bischof gefunden hatte, darunter die von St. Susanna, gebaut.   

Ab 1168 bezieht ein neuer Bauabschnitt unter der Aufsicht von Meister Mateo, dem Künstler der damaligen Zeit, die Kathedrale ein. Es entstehen die monumentalen Teile der Kathedrale, darunter der Coro Pétreo und der Pórtico de la Gloria, die zu den bedeutendsten Werken der europäischen Romanik gehören.

DER PILGERWEG VON SANTIAGO 

Der Weg nach Santiago wird zum bedeutendsten mittelalterlichen  Pilgerweg. Um die Stadt zu erreichen, benutzten die Pilger verschiedene  Routen. Die Pilger, die aus Italien kamen, benutzten die Via Francigena und dann die Via Tolosana, die auch von den deutschen Pilgern benutzt wurde. Die Via Turonense wurde dagegen von den Pilgern aus England, aus den Niederlanden und aus Norddeutschland benutzt. Andere Pilgerrouten, die zum Pilgerweg nach Santiago führten, waren die Via Podense und die Via Lemovicense.

Für den Empfang der Pilger an den Toren der Stadt wurden die Klöster der Bettelmönchsorden (die Klöster der Franziskaner, der Dominikaner, der Klarissinnen und von Belvis) gebaut, die die historische Stadt außerhalb der Stadtmauern bildeten. Im Jahr 1525 wurde die berühmte Universität gegründet und zur gleichen Zeit wurde auch das Hostal de Los Reyes Católicos gebaut. Danach wurde im XVII. Jahrhundert in der Blütezeit des Barocks die Fassade des Obradoiro errichtet und viele Gebäude der Stadt renoviert.

WAS GIBT ES ZU SEHEN? DIE HAUPTSEHENSWÜRDIGKEITEN VON SANTIAGO DE COMPOSTELA

Der Besichtigung der Stadt kann natürlich vom Hauptplatz ausgehen, der Plaza del Obradoiro. Auf diesen Platz blicken die bedeutendsten Gebäude der Stadt: Die Kathedrale, der Pazo de Raxoi, das Hostal de Los Reyes Católicos und das Collegio de San Xerome.

DIE KATHEDRALE

Die Kathedrale hat einen Grundriß in Gestalt eines lateinischen Kreuzes aus drei Schiffen mit neun Glockentürmen, zwei an jeder Fassade und drei im Querschiff. Jede der drei Fassaden öffnet sich zu verschiedenen Plätzen und bildet ein architektonisches Ganzes in verschiedenen Stilrichtungen: Die großartige Barock-Fassade des Obradoiro auf der Westseite, geschaffen von Fernando Casas y Novoa im Jahr 1740, auch im Barock-Stil ist auf der Nordseite die Fassade von Azabachería, ein Werk von Ferro Caaveiro und Fernández Sarela, und schließlich ist auf der Südseite, die älteste von allen Fassaden, die romanische Fassade von Platerías, wahrscheinlich von Meister Mateo im Jahr 1103 gebaut.

Der Westeingang der Kathedrale wird von einem der Hauptwerke der europäischen Romanik eingenommen, dem Pórtico de la Gloria. Dieses Meisterwerk wurde nach einer Bauzeit von 20 Jahren von Meister Mateo fertiggestellt. Es handelt sich um den Innenhof der Kathedrale, der aus drei Bögen mit über 200 Figuren besteht, die aus Granit gehauen wurden und das Thema des Seelenheils verkörpern.

Das Innere der Kathedrale besitzt den Grundriß des lateinischen Kreuzes und bewahrt den Baustil der Romanik. Das mittlere Schiff mißt 97 m in der Länge und 24 m in der Höhe. In den Seitenschiffen öffnen sich vier  der  in der Kathedrale vorhandenen 16 Kapellen. Oberhalb des Hauptaltars befindet sich ein Baldachin im Barock-Stil. In der Nähe liegt das antike romanische Mausoleum, das die sterbichen Überreste von St. Jakob (Santiago) beherbergt.

DER PLATZ DER KATHEDRALE

An der Plaza del Obradoiro liegt auch das Hostal de los Reyes Católicos: Ein Palast vom Anfang des XVI. Jahrhunderts im plateresken Renaissance-Stil, der als Gebäude für die Beherbergung der Pilger gebaut wurde. An der anderen Seite des Pazo de Raxoi liegt ein Gebäude aus dem XVIII. Jh., das als Seminar der Beichtväter, Casa Consistorial und als Residenz der Chorknaben der Kathedrale gebaut wurde. Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes befindet sich vom Hostal de los Reyes Católicos aus betrachtet das Colegio de San Xerome, heute der Sitz des Rektorats. Es wurde im XVI. Jh. für die Unterbringung der armen Studenten gegründet. Zur Rechten des Hostal de los Reyes Católicos befindet sich dagegen der Pazo de Xelmirez, ein Bischofspalast im Stil der Romanik aus dem XII. und XIII. Jh.

Von der Treppe des Platzes der Unbefleckten, auf die die Fassade der Azabachería und das Kloster San Martín Pinario ausgerichtet sind, hat man eine schöne Aussicht auf die Kathedrale. Jetzt erreicht man die Plaza de la Quintana, ein Platz auf zwei Ebenen, an dem die Casa de la Parra aus dem XVII. Jh. und das Kloster San Paio de Antealtares liegen. An der Plaza de Platerias liegt das Rathaus (Cabildo), ein großartiges Barock-Gebäude aus dem XVIII. Jh. Danach wird empfohlen, die Stadtbesichtigung durch einen Spaziergang auf den Straßen des historischen Zentrums im Umkreis der Kathedrale fortzusetzen. Durchqueren Sie die Rua do Franco, die Plazuela de Fonseca mit dem Colegio Mayor de Fonseca, die Praza do Toural mit dem Palast der Markgrafen von Bendaña aus dem XVIII. Jh. und die Arkaden der Rua do Vilar.

WAS GIBT ES IN DER UMGEBUNG ZU SEHEN?

In der Nähe von Santiago de Compostela lohnt es sich, die Küste Galiziens mit dem Kap Finisterre und der Costa de la Muerte anzusehen. Die Liebhaber der römischen Antike sollten einen Abstecher in die 100 km von Santiago entfernte Stadt Lugo machen. Hier kann man die fast unbeschädigte Stadtmauer aus dem III. Jh. der Stadt Lucus sehen. Diese Mauer ist vollumfänglich das schönste Beispiel römischer Festungsarchitektur in Westeuropa, die bis in unsere Tage besteht. Im Jahr 2000 hat die UNESCO sie zum Welterbe der Menschheit erklärt.

WIE KOMMT MAN NACH SANTIAGO DE COMPOSTELA?

Der Flughafen von Santiago de Compostela ist der Santiago de Compostela-Lavacolla Airport (IATA: SCQ). Dieser Flughafen ist vom Stadtzentrum 16 km entfernt. Es gibt Flüge, die Santiago mit zahlreichen spanischen Städten und mit einigen Ländern Europas verbinden. Darunter sind das Vereinigte Königreich, Irland, die Schweiz, die Türkei, Frankreich, Belgien und Italien.

Das Klima von Santiago de Compostela

Deutsche Textkorrektur von Dietrich Köster.

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